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Georg Below an Karl Hegel, Münster, 29. Mai 1893

Hochverehrter Herr Professor!

Nachträglich meinen verbindlichsten Dank für Ihren liebenswürdigen Brief1. Das Buch von Doren über die Kaufmannsgilden habe ich mir inzwischen genauer angesehen. Ich finde, es sind selten so viel Worte verschwendet worden wie von Doren. Was es über wirtschaftsgeschichtliche Methode sagt, ist durchaus unklar – es kommt schließlich darauf hinaus, daß es einen Vorwand braucht, die angeblichen Wirtschaftshistoriker, zu loben. Übrigens hat soeben Keussen im Correspondenzblatt der westdeutschen Zeitschrift (Jahrgang 12, Nr. 4)2 das unkritische Verfahren daraus scharf beleuchtet. Ich selbst werde nächstens im literarischen Centralblatt über Dorens Buch referieren3.

Zu meiner nicht geringen Freude schlägt die neue Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte4 (Herren von Grünberg, Hartmann und solche mehr) einen anderen Weg ein als Schmollers Jahrbuch. Im nächsten Herbst jener Zeitschrift weist ein Kritiker die Phantasien von Köhne nach Gebühr zurück (ich habe vor kurzem den betreffenden Korrekturbogen gelesen). Ich denke, allmählich wird doch auch innerhalb der Wirtschaftsgeschichte die wissenschaftliche Methode zur Herrschaft gelangen.

Max Lehmann hat, wie er mir schreibt, in seiner leipziger Antrittsvorlesung sich gegen den unwissen- schaftlichen Betreff der Wirtschaftsgeschichte ausgesprochen. Darauf hat Lamprecht ihn im Kolleg angegriffen! Lehmanns Rede wird nächstens gedruckt werden. Ich bin gespannt darauf.

In aufrichtiger Verehrung
Ihr ergebenster
Georg von Below.