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Karl Hegel an Ernst Dümmler, Erlangen, 9. Juni 1893

Hochverehrter Herr College!

Ganz unerwartet kam mir Ihre Begrüßung und durch Sie die der Centraldirection der Monumenta Germaniae zu meinem achtzigjährigen Geburtstage1, den ich nach außenhin verschwiegen hatte. Wie haben Sie nur davon erfahren? Höchst ehrenvoll ist, was Sie von meinen Arbeiten im Dienste unserer gemeinsamen Wissenschaft sagen. Nichts kann wünschenswerter und erfreulicher sein als eine solche Anerkennung von einem der hervorragendsten Fachgenossen Deutschlands. Den Monumenten habe ich, wie Sie erwähnen, durch die Herausgabe der deutschen Städtechroniken gedient. Sie wissen, es war Pertz, der sie in München in Anregung brachte, um sein eigenes großes Werk zu erleichtern. Seitdem ist, bei dem Fortgang meiner Ausgabe, mir immer mehr der Boden abgegraben worden durch das Erscheinen gleichartiger Editionen an anderen Orten, so namentlich in der Schweiz und Niedersachsen; das ist nützlich; der Wissenschaft ist dadurch gleicher Weise gedient und mein Unternehmen wird dadurch wiederum erleichtert, was um so angenehmer ist, als es mir an Mitarbeitern wie an Geldmitteln zu fehlen beginnt. Denn die historische Commission befindet sich schon in einer gewissen finanziellen Bedrängnis. Dennoch wollte sie mit Recht, wie mir scheint, die neue Serie der Reichstagsakten2 nicht aufgeben: auch werden ihre Finanzen künftig wieder besser stehen, wenn sie einmal der Geschichte der Wissenschaften3 entledigt ist.

Empfangen Sie, verehrtester Herr College, eine wärmsten tiefgefühlten Dank für Ihre so sehr willkommenen wie ehrenvollen Glückwünsche. Diese bezeichnen das Ende meiner Laufbahn. Wenn ich auch bei meinem hohen Alter nichts versprechen darf, halte ich doch noch an der Hoffnung fest, Ihnen noch einmal in Berlin zu begegnen.

In alter Verehrung
Ihr ergebener
Karl Hegel.