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Karl Hegel an Ernst Dümmler, Erlangen, 28. Juli 1893

Verehrtester Herr und Freund!

Die eventuelle Berufung meines Collegen Müller nach München ist mir zur Zeit völlig unbekannt; ich höre davon das erste Wort durch Sie. Ich kann mir nicht denken, daß es die Absicht des Staatsministeriums sei, die Professur Schölls schon jetzt zum nächsten Wintersemester wieder zu besetzen und unsern Müller von hier abzuberufen, da wir gar nicht mehr die Möglichkeit hätten sofort einen Ersatz für ihn zu gewinnen, ja gar nicht mehr Vorschläge dazu machen könnten, denn der Semesterschluß steht vor der Thür oder ist eigentlich schon da, denn wir feiern am 31. dieses Monats und am 1. August unser 150jähriges Jubiläum.1 Zu diesem werden der Minister von Müller und mehrere Collegen von München hierher kommen und ich werde dann hören, wie es bezüglich der Münchener Professur jetzt steht; auch werde ich nicht unterlassen, Sie davon zu benachrichtigen.

Was die eventuell zu machenden Vorschläge bei uns betrifft, so haben natürlich unsere Philologen von Müller, Luchs und Flasch (Archäologe) dabei die entscheidende Stimme. Doch werde ich nicht verfehlen ein Wort für Ihren schon in Würzburg in Vorschlag gebrachten und sonst gut empfohlenen Herrn Sohn ein Wort ! einzulegen.

In Nürnberg, wahrscheinlich Ende September hoffe ich Sie zunächst wiederzusehen und läßt sich dann das weitere besprechen.

Ihr ganz ergebener
Karl Hegel.