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Karl Hegel an Sigmund Hegel, Erlangen, 21. Juli 1895

Mein lieber Sigmund!

Ich empfange Gratulationen zur Verlobung1 durch Karten, Briefe und persönliche Besuche. So eben waren Beckhs von Rathsberg und Frau Professor Gordan bei mir. Gestern Nachmittag gab das Junggesellen-Casino ein Gartenfest mit theatralischen Vorstellungen in Siglitzhof, wo ebenfalls mir zahlreiche Glückwünsche zugebracht wurden.

Also mit Anschaffung von Mobiliar seid Ihr jetzt beschäftigt und darum nicht auf der Reise. Vielleicht kommt es gar nicht zu solcher; möchtest Du sie für Deine Erholung entbehren können!

Die Wahl des Orts der Hochzeitsfeier stelle ich ganz Herrn Ziegler anheim, da er so edelmütig ist, sie auf seine Kosten ausrichten zu wollen. Berlin ist für mich nicht zu weit und wird es auch für Lommels in München nicht sein. Möchte nur Herr Ziegler bei dem Feste nicht den Berliner Maßstab anlegen, es so einfach und bescheiden wie möglich einrichten!

Über die erforderlichen Zeugnisse bei dem hiesigen Standesamt habe ich mich erkundigt und beifolgende Abschrift erhalten. Wenn aber die Eheschließung in Berlin stattfinden soll, mußt Du die gleiche Erkundigung auch dort einziehen. Geburts- und Militärschein wirst Du wohl selbst in Händen haben und kannst Dir die Abschriften davon vielleicht bei dem Reichs- Patentamt beglaubigen lassen. Deinen Heimatschein und die magistratische Genehmigung Deiner Verehelichung wirst Du hier nachsuchen müssen durch Schreiben: An den Magistrat der Universitätsstadt Erlangen. Es ist damit nicht lange zu zögern, da der Eheschließung durch das Standesamt eine vierzehntägige öffentliche Ankündigung an beiden Orten vorausgehen muß. Auch wegen der kirchlichen Trauung, der das dreimalige Aufgebot vorauszugehen hat, sind die einleitenden Schritte bald zu thun.

Du erkundigst Dich nach Deinen Patengeschenken von Silberzeug von Deinem guten Großonkel Wilhelm v. Tucher.

Außer dem was Du davon etwa schon im Gebrauch hast, befinden sich bei mir 6 große silberne Löffel und ebenso viel große Gabeln, diese gedenke ich mit ebenso viel Messern nach Deiner Wahl in bezug auf die Qualität der Hefte2 zu ergänzen und 6 andere gleiche Bestecke und einen großen Suppenlöffel als mein Hochzeitsgeschenk hinzuzufügen.

Deine liebe Braut lasse ich herzlich grüßen und Marie grüßt Euch beide. Herrn und Frau Ziegler, denen auch ich für ihren Rat und gütige Hülfe von Herzen dankbar bin, empfehle ich mich bestens.

Dein Vater Hegel