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Georg Below an Karl Hegel, Münster, 24. Juni 1896

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Verbindlichsten Dank für Ihren soeben erhaltenen Brief1.

Ich habe mich im Sommersemester 1886 in Marburg in Hessen habilitiert. Ostern 1888 siedele ich, auf Veranlassung der Regierung, noch als Privatdozent nach Königsberg in Preußen über. Im Oktober 1889 wurde ich daselbst zum außerordentlichen Professor ernannt. Am 25. April 1891 erfolgte meine Ernen- nung zum ordentlichen Professor in der hiesigen Fakultät.

Bevor ich zum ordentlichen Professor ernannt wurde, war ich schon wiederholt zum Ordinarius vorgeschlagen worden, nämlich im Winter 1889/90 in Marburg (an Varrentrapps Stelle), im Sommer 1890, in Gießen (an von der Ropp’s Stelle), im Winter 1890/91 in Breslau (an von der Ropp’s Stelle) – das letzte Mal mit von Bezold und Kaufmann zusammen.

In Heidelberg hatte Erdmannsdörffer mit Sicherheit auf meine Berufung gerechnet. Dass die Regierung dann doch Schäfer nahm, darüber kann ich nicht murren. Denn Schäfer ist ja ein außerordentlich tätiger und tüchtiger Gelehrter. Natürlich aber hat mir das Fehlschlagen meiner schönen Hoffnungen leid getan.

Ich weiß übrigens jetzt von Vorschlägen, die in Tübingen gemacht werden, nicht. Ich nehme nur an, daß man mich nicht unberücksichtigt läßt, da Schäfer, so viel ich weiß, eine gute Meinung von mir hat. Aber es können auch allerlei Hindernisse in den Weg treten. Und selbst wenn ich vorgeschlagen werde, so folgt daraus doch noch gar nicht, daß ich auch berufen würde. In Baiern liegen, denke ich, die Dinge insofern etwas günstiger als in Württemberg, als Baiern drei Universitäten hat und daher in Bezug auf eine, Erlangen, den Protestanten mehr Freiheit läßt. Aber Sie haben recht: ich darf nicht zu sanguinisch sein. – Übrigens zieht es mich persönlich, wie ich gestehe, mehr nach Erlangen. Und ich habe ja auch, wie ich glaube, eher Aussichten auf Erlangen als auf Tübingen. –

Sollten die Dinge einen tatsächlichen Schritt weiter wirken, so darf ich vielleicht um die Liebenswürdigkeit einer kurzen Mitteilung bitten. Ich habe über die Sache vollkommenes Stillschweigen beachtet und werde es auch weiter tun.

Ich schließe, indem ich meinen aufrichtigen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit und Ihr Wohlwollen wiederhole.

In größter Verehrung und aufrichtiger Dankbarkeit
Ihr ergebenster
Georg von Below.

P. S. Promoviert habe ich im Jahre 1883 in Bonn.