Bevor ich zum ordentlichen Professor ernannt wurde, war ich schon wiederholt zum Ordinarius vorgeschlagen worden, nämlich im Winter 1889/90 in Marburg (an Varrentrapps Stelle), im Sommer 1890, in Gießen (an von derRopp’s Stelle), im Winter 1890/91 in Breslau (an von der Ropp’s Stelle) – das letzte Mal mit vonBezold und Kaufmann zusammen.
In Heidelberg hatte Erdmannsdörffer mit Sicherheit auf meine Berufung gerechnet. Dass die Regierung dann doch Schäfer nahm, darüber kann ich nicht murren. Denn Schäfer ist ja ein außerordentlich tätiger und tüchtiger Gelehrter. Natürlich aber hat mir das | Fehlschlagen meiner schönen Hoffnungen leid getan.
Ich weiß übrigens jetzt von Vorschlägen, die in Tübingen gemacht werden, nicht. Ich nehme nur an, daß man mich nicht unberücksichtigt läßt, da Schäfer, so viel ich weiß, eine gute Meinung von mir hat. Aber es können auch allerlei Hindernisse in den Weg treten. Und selbst wenn ich vorgeschlagen werde, so folgt daraus doch noch gar nicht, daß ich auch berufen würde. In Baiern liegen, denke ich, die Dinge insofern etwas günstiger als in Württemberg, als Baiern drei Universitäten hat und daher in Bezug auf eine, Erlangen, den Protestanten mehr Freiheit läßt. | Aber Sie haben recht: ich darf nicht zu sanguinisch sein. – Übrigens zieht es mich persönlich, wie ich gestehe, mehr nach Erlangen. Und ich habe ja auch, wie ich glaube, eher Aussichten auf Erlangen als auf Tübingen. –
Sollten die Dinge einen tatsächlichen Schritt weiter wirken, so darf ich vielleicht um die Liebenswürdigkeit einer kurzen Mitteilung bitten. Ich habe über die Sache vollkommenes Stillschweigen beachtet und werde es auch weiter tun.
Ich schließe, indem ich meinen aufrichtigen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit und Ihr Wohlwollen wiederhole.
In größter Verehrung und aufrichtiger Dankbarkeit
Ihr ergebenster Georg von Below.
P. S. Promoviert habe ich im Jahre 1883 in Bonn.
1Bislang noch nicht aufgefunden.
Below, Georg Georg Below
HiKo
11865808518581927Below, Georg (1858–1927), in Königsberg geborener Wirtschafts- und Verfassungshistoriker, der an der Universität Bonn studierte und im Jahre 1883 promoviert wurde. Nach seiner Habilitation an der Universität Marburg im Jahre 1886 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Königsberg, 1891 ordentlicher Professor an der Universität Münster, 1897 in Marburg, 1901 in Tübingen und 1905 in Freiburg im Breisgau. Von 1904 bis 1926 war er in der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach dreijähriger Vakanz in der Nachfolge Karl Hegels Leiter der Abteilung „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Münster51.9625101,7.6251879Etwa 480 Kilometer westlich von Berlin gelegene alte Bischofsstadt und Metropole des Münsterlandes, die im Jahre 1815 infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses ans Königreich Preußen fiel und Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Westfalen wurde.
Varrentrapp, Conrad11735069918441911Varrentrapp, Conrad (1844–1911), war Historiker und Biograph. Er wirkte an den Universitäten von Bonn, Straßburg und Marburg.
Ropp, Goswin11660835818501919Ropp, Goswin (1850–1919), war Historiker, speziell der Epochen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.
Bezold, Friedrich Gustav JohannesFriedrich Bezold
HiKo
11616031418481928Bezold, Friedrich Gustav Johannes (1848–1928), in München geborener Historiker, der an den Universitäten München, Berlin und Göttingen studierte, in München promoviert wurde und sich dort 1875 habilitierte. Von 1884 bis 1896 war er ordentlicher Professor für Geschichte (vor allem Kunstgeschichte und Mediävistik) an der Universität Erlangen, darnach an der Universität Bonn, deren Rektor er im Studienjahr 1903/04 war. Im Jahre 1883 wurde er außerordentliches, 1892 ordentliches Mitglied der Historischen Kommission in München.
Kaufmann, Georg 11749578618421929Kaufmann, Georg (1842–1929), wirkte nach Stationen in Straßburg und Münster seit 1891 an der Universität in Breslau, wo er Ordinarius für Mittlere und Neue Geschichte war; 1905/06 bekleidete er das Rektorat.
Erdmannsdörffer, Bernhard
HiKo
11653142818331901Erdmannsdörffer, Bernhard (1833–1901), war ein in Altenburg geborener Historiker; er wirkte seit 1862 als Privatdozent an der Berliner Universität, seit 1869 als außerordentlicher Professor und wurde 1871 ordentlicher Professor für neuere Geschichte in Greifswald, bevor er im Herbst 1873 nach Breslau ging, um Ostern 1874 nach Heidelberg zu wechseln, wo er bis zu seinem Tod 1901 lehrte.
Schäfer, Dietrich11879484118451929Schäfer, Dietrich (1845–1929), war Historiker und politischer, nationalistisch gesinnter Publizist in Tübingen.
Marburg50.8090106,8.7704695Etwa 90 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main gelegene Universitätsstadt und ehemalige Residenzstadt an der Lahn. Die 1527 von Landgraf Philipp I., dem Großmütigen (1504-1567), gegründete Universität war die erste evangelisch-lutherische Hochschule ihrer Art.
Hessen (Provinz Hessen-Nassau)Von 1868 bis 1944 bestehende preußische Provinz.
Königsberg54.70464845,20.456566646621738Residenzstadt des Herzogtums, dann Königreichs Preußen, am Pregel gelegen, seit 1824 Sitz der Oberpräsidenten der Provinz Preußen.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
Gießen50.5862066,8.6742306Etwa 30 Kilometer südlich von Marburg an der Lahn gelegene Universitäts- und Garnisonsstadt im Großherzogtum Hessen.
Breslau51.1089776,17.0326689Etwa 380 Kilometer südöstlich von Berlin gelegene Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien am Oberlauf der Oder, die als Herzogtum Schlesien im Jahre 1742 vom Erzherzogtum Österreich an das Königreich Preußen überging.
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
Tübingen48.5236164,9.0535531Stadt am Neckar im Königreich Württemberg mit 1477 gegründeter Universität, etwa 40 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
Bayern (Baiern)Das Königreich Bayern bestand von 1806 bis 1918.
Würt(t)embergVon 1806 bis 1918 Königreich, ab 1815 im Deutschen Bund, ab 1871 im Deutschen Reich.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bohlweg (Münster)Straße innerhalb der Altstadt Münsters in Westfalen, die östlich aus dieser herausführt.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
Sommer-Semester, SommersemesterDas Sommersemester ist neben dem Wintersemester eine Hälfte des Studienjahres an einer Universität.
Privatdocent, Privat-Docent, PrivatdozentBezeichnung für einen habilitierten Wissenschaftler an einer Hochschule oder Universität, der keine Professur innehat.
Ordentliche Professur, ordentlicher Professorsiehe: Ordinarius
OrdinariusInhaber einer ordentlichen Professur und damit eines Lehrstuhls an einer Universität bzw. wissenschaftlichen Hochschule.
BerufungHier im Sinne von: Ruf auf eine Professur und damit Angebot für ein wissenschaftliches Amt.
Regierung, RegirungHöchste Institution eines Staates, die die Politik sowohl nach Innen wie nach Außen leitet, lenkt und beaufsichtigt, wobei Regierung allgemein für die Tätigkeit des Herrschens, die Ausübung der Staatsgewalt steht.
Universität TübingenIm Jahre 1477 auf Veranlassung Graf Eberhard im Bart (1455-1496), ab 1495 Herzog Eberhards I. von Württemberg, gegründete Universität am Neckar.
Universität Freiburg (im Breisgau)Auf das Jahr 1457 zurückgehende Universität in Freiburg im Breisgau und damit einer der ältesten Universitäten innerhalb des deutschen Sprachraums.
Universität, UniversitätenGemeinschaft von Lehrenden und Lernenden der Fächer Theologie, Juristprudenz sowie der vorbereitenden Studien der „artes liberales“ gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Europa (Paris, Bologna, Oxford), Medizin folgte bald darauf als Fach, womit „Universität“ als Gemeinschaft aller Wissenschaften galt („studium generale“); heute in mehrere Fakultäten gegliederte die Gesamtheit der Wissenschaften umfassende Lehr- und Forschungsstätte für wissenschaftliche Ausbildung und Forschung.
Universität WürzburgAuf das Jahr 1402 zurückgehende Universität in Würzburg, die damit als vierte Universitätsgründung innerhalb des Gebietes des heutigen Deutschland zu den ersten Universitäten gehört; damit ist sie überdies die erste gegründete Universität im heutigen Bayern.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
Universität MünchenDie Universität wurde im Jahre 1472 von Herzog Ludwig IX., dem Reichen (1417-1479), in Ingolstadt gegründet, 1800 von König Maximilian I. Joseph (1756-1825) nach Landshut verlegt und schließlich 1826 von König Ludwig I. (1786-1868) in München, der Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern, fest angesiedelt.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis