Ihrem Wunsche, über vonBelow Auskunft zu erhalten, komme ich um so lieber nach, da ich demselben in Heidelberg den gleichen Dienst vergebens erwiesen habe. Dort ist er an 2. Stelle genannt worden, und Erdmannsdörffer hoffte, wie er mir schrieb, sehr ihn durchzubringen. Da aber Schäfer annahm, so hatte Below das Nachsehen. Ich kann mir nicht denken, daß | die Nachrichten über sein unkollegialisches Wesen begründet sind. Wir in Marburg mochten den jungen Dozenten Alle gerne, die Älteren ebenso wie seine jungen Kollegen. Wir schätzen sein ausgebreitetes und präzises Wissen und verachten ihm nicht den Witz und Sarkasmus, den er, streitbar wie er ist, freilich nicht verbarg. Er zeigte sich aber stets als ein guter Kamerad. Übrigens hat er mir früher mehrfach davon geschrieben, daß er in Münster mit Kollegen von der schwarzen Farbe Reibereien gehabt und daß diese | ihm das mit übler Nachrede, auch in höheren Regionen, vergolten hatten. Das begreife ich doch, denn aus seinem protestantischen Herzen hat er niemals ein Hehl gemacht.
Über seine Dozentenwirksamkeit kann ich in Wahrheit nur Gutes berichten. Schon in Marburg hatte er ein gut besuchtes Kolleg und mehrere tüchtige Dissertationen erzielt. Daß er gute Auditorien hatte, schrieb er mir aus Königsberg und Münster mehrfach, und die recht zahlreichen, stets präzis gestellten Dissertationen aus | seinem Seminar zeugen doch auch dafür, daß er ein gut anleitender Lehrer sein muß.
Ich kann es nicht anders als einen guten Griff bezeichnen, wenn Ihre Fakultät in den Besitz dieses Gelehrten käme.
Mit Vergnügen benutze ich die Gelegenheit, um Ihnen meinen verbindlichen Dank für Ihre Studie über das Freiburger Stadtrecht zu sagen und Ihnen zugleich den aufrichtigen Ausdruck meiner hohen Verehrungen darzubringen
Ihr ergebenster Lenz.
P. S.Über Höhlbaum und Erler weiß ich kaum zu berichten; Ersterer soll ja vielfach krank sein und am Lehren verhindert.1
1Auf dem linken Rand der letzten Briefseite angemerkt.
Lenz, MaxMax Lenz
HiKo
11877950818501932Lenz, Max (1850–1932), war ein in Greifswald geborener Historiker, 1881 wurde er Extraordinarius, 1885 dann Ordinarius an der Universität Marburg. Im Jahre 1890 folgte er einem Ruf nach Berlin, wo er 1911/12 auch das Rektorat bekleidete.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Below, Georg Georg Below
HiKo
11865808518581927Below, Georg (1858–1927), in Königsberg geborener Wirtschafts- und Verfassungshistoriker, der an der Universität Bonn studierte und im Jahre 1883 promoviert wurde. Nach seiner Habilitation an der Universität Marburg im Jahre 1886 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Königsberg, 1891 ordentlicher Professor an der Universität Münster, 1897 in Marburg, 1901 in Tübingen und 1905 in Freiburg im Breisgau. Von 1904 bis 1926 war er in der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach dreijähriger Vakanz in der Nachfolge Karl Hegels Leiter der Abteilung „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Erdmannsdörffer, Bernhard
HiKo
11653142818331901Erdmannsdörffer, Bernhard (1833–1901), war ein in Altenburg geborener Historiker; er wirkte seit 1862 als Privatdozent an der Berliner Universität, seit 1869 als außerordentlicher Professor und wurde 1871 ordentlicher Professor für neuere Geschichte in Greifswald, bevor er im Herbst 1873 nach Breslau ging, um Ostern 1874 nach Heidelberg zu wechseln, wo er bis zu seinem Tod 1901 lehrte.
Schäfer, Dietrich11879484118451929Schäfer, Dietrich (1845–1929), war Historiker und politischer, nationalistisch gesinnter Publizist in Tübingen.
Höhlbaum, Konstantin11692630918491904Höhlbaum, Konstantin (1849–1904), in Reval geborener Archivar und Historiker, der nach seiner Promotion als Schüler von Georg Waitz (1813–1886) an der Universität Göttingen von 1880 bis 1890 Stadtarchivar am Historischen Archiv der Stadt Köln war und dann auf eine Professur an der Universität Gießen berufen wurde.
Erler, Georg18501913Erler, Georg (1850–1913), war ein deutscher Historiker.
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
Marburg50.8090106,8.7704695Etwa 90 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main gelegene Universitätsstadt und ehemalige Residenzstadt an der Lahn. Die 1527 von Landgraf Philipp I., dem Großmütigen (1504-1567), gegründete Universität war die erste evangelisch-lutherische Hochschule ihrer Art.
Münster51.9625101,7.6251879Etwa 480 Kilometer westlich von Berlin gelegene alte Bischofsstadt und Metropole des Münsterlandes, die im Jahre 1815 infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses ans Königreich Preußen fiel und Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Westfalen wurde.
Königsberg54.70464845,20.456566646621738Residenzstadt des Herzogtums, dann Königreichs Preußen, am Pregel gelegen, seit 1824 Sitz der Oberpräsidenten der Provinz Preußen.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
protestantischDem protestantischen, hier bezogen auf den evangelisch-lutherischen Glauben des Christentums angehörend, auf ihn bezogen, ihm zuzuordnen; hier auch gebraucht in Bezug auf die „Protestation der „Göttinger Sieben“.
DoctordissertationDoktorarbeit, Dissertation als wissenschaftliche Arbeit, die für die Erlangung des Doktorgrades angefertigt wurde.
AuditorienZuhörerschaft in einem Hörsaal einer Universität; Hörsäle.
SeminarInstitutionalisierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der jeweiligen universitären Disziplin, für welche dieses Seminar besteht; es dient der wissenschaftlichen Vertiefung auf dem jeweiligen Fachgebiet in Form kleinerer, differenzierter Lehrveranstaltungen (Seminare, Übungen mit unterschiedlichen Lehr- und Lernmethoden), die im Gegensatz zu Vorlesungen eine verstärkte Interaktion zwischen Teilnehmenden und Lehrenden ermöglicht.
Freiburger StadtechtDer Aufsatz von Karl Hegel (1813-1901) mit dem vollen Titel: „Das erste Stadtrecht von Freiburg im Breisgau“ erschien 1896 in der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“ 50/NF 11 (1896), S. 277-287.
Stadtrecht, StadtrechteHier bezogen auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Städte als Begriff für das in der Stadt geltende Recht, insbesondere bezogen auf die Bedürfnisse von Handel und Gewerbe.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis