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Gustav Heinrich Wiedemann an Karl Hegel, Leipzig, 19. Januar 1898

Verehrtester, lieber Herr College!

Durch den Ihrigen gütigen Glückwunsch, welchen Sie mir zu meinem 50jährigen Doctorjubiläum gesendet haben, ist mir eine besonders große Freude bereitet worden und ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür. Wohl weiß ich es zu schätzen, daß gerade Sie, mein ehrwürdiger Lehrer, sich nach so vielen Jahren auch meiner freundlich erinnert haben und jetzt, wo wir beide in das Greisenalter getreten sind der Jugendzeiten gedenken wollen, in denen Sie, am Anfang Ihrer Laufbahn, mir dem unbedeutenden kleinen Schüler, die Wohlthat Ihrer Unterweisung zu Theil werden ließen. Es war mir ein besonderes Glück, daß ich im Alter in Erlangen der Jugendbeziehungen zu Ihnen erneuern konnte. Recht sehr hoffe ich, daß auch noch mit vorrückenden Jahren eine gütiges Geschick mir gestatten werde, Ihnen meine unwandelbare Dankbarkeit und Anhänglichkeit auszusprechen, und dazu wünsche ich Ihnen eine fortdauernde geistige Kraft und körperliche Gesundheit.

In aufrichtiger Hochachtung
Ihr ergebener
Heinrich Wiedemann