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Karl Hegel an Felix Klein, Erlangen, 12. September 1899

Mein lieber Schwiegersohn1!

Meinen herzlichen Gruß an Euch zuvor! Sophie wird von uns erzählen, schmerzlich ist es, sie zu vermissen! Ich benutze die Gelegenheit, Dir eine Mitteilung zu machen, die zunächst meiner lieben Tochter Anna gilt. Ich beabsichtige nämlich schon jetzt eine vorläufige Vermögensteilung unter meinen Kindern vorzunehmen, hauptsächlich zu dem Zweck, um die Ungleichheit zu beseitigen, die durch die den einzelnen gemachten Vorschüsse entstanden ist. Ich bestimme dazu nahezu die Hälfte meines auf der Königlichen Hauptbank in Nürnberg deponierten Capitalvermögens; doch verbrauche ich diese nicht ganz, indem ich die schon gemachten Vorschüsse mit einzurechnen. Deutlicher gesagt, ich nehme die Abrechnung so, daß auf jedes meiner Kinder mit Einrechnung der Vorschüsse, die es bereits erhalten hat, die Summe von Mark 14 420 kommt. Anna hat zu ihrer Ausstattung Mark 6 000 und bei dem Umzug von München nach Leipzig, Mark 600 erhalten. Und Du besitzt von mir ein Darlehen von Mark 10 000, das Du mir mit 3 ½ %2 verzinst hast. Ich hätte schon bemerken sollen, daß bereits jedes meiner Kinder zum voraus 6 000 Mark erhalten hat, und daß ich daher diese jetzt nicht mehr in Rechnung stelle. In dem Fall von Anna kommen demnach nur Mark 10 600 in Abzug von den Mark 14 420, da ich jedem Teil bestimme, so daß ich noch Mark 3 820 an sie zu zahlen habe. Hierfür will ich zunächst zwei Actien der Aachener Rückversicherungs-Gesellschaft Nr. 2639 und Nr. 5639 verwenden. Die erstere alte lautet auf 400 Thaler, wovon 80 (⅕) eingezahlt sind, die andere junge Actie lautet ebenfalls auf 1 200 Mark, wovon 300 (¼) eingezahlt sind: Bei derlei Actien sind durch Nachzahlung von 20 Thaler = 60 Mark auf die alte gleichgestellt worden. Als Dividende für beide Actien habe ich im Mai dieses Jahres 130 (hundert und dreißig) Mark erhalten. Den jetzigen Auswurf der Aktie kenne ich nicht, in der Kölnischen Zeitung finde ich ihn nicht bemerkt, er wird wohl constant sein und Du kannst ihn wohl leicht erfahren. Ich bitte Dich mir danach die Rechnung zu machen mit Einschluß der Zinsen bis 1. October des Jahres, dem Termin des Besitzwechsels. Die Genehmigung des Besitzwechsels werde ich bei der Direktion der Gesellschaft nachsuchen.

Ich wünsche Dir besseres Wetter zur Reise als wir jetzt haben. Ob wir die Freude haben werden Dich hier bei uns wiederzusehen, hoffen wir bald zu erfahren.

Der Schwiegervater
Hegel